Herz und Kreislauf - Taktgeber unseres Lebens
- Details
Herz und Kreislauf - Taktgeber unseres Lebens
Ein gebrochenes Herz und Herzschmerz. Ein Herzenswunsch oder von Herzen lieben. Nehmen wir die Sprache als Beispiel, im Alltag immerhin eines unserer Hauptausdrucksmittel, wird schnell deutlich, wieviel Gewicht wir diesem gerade einmal 300 Gramm starken Muskel für unser Wohlbefinden beimessen.
Und so ganz falsch liegen wir bei dieser Einschätzung gar nicht: Schließlich ist das Herz unser zentraler Motor, der unseren Körper antreibt. Das Gehirn? Das ist wohl eher ein Betriebssystem. Das Herz ist dagegen die Batterie, ohne die der Strom- bzw. Blutkreislauf einfach zusammenbricht. Und viel zu häufig passiert auch genau das: Herz oder Kreislaufsystem machen schlapp und wir stehen bzw. liegen blöd da. Denn die Gründe für eine solche Erkrankung sind oft hausgemacht.
Die Kinder sind endlich im Bett, also lümmeln wir auf dem Sofa, snacken dabei Chips mit einer fertigen Käsesauce, nippen an der Flasche mit Bügelverschluss und ab und zu stecken wir uns einen Glimmstängel an, wohl wissentlich, dass wir den nächsten Tag wieder damit verbringen werden, von Verpflichtung zu Verpflichtung, von Termin zu Termin zu hetzen. Gut, das ist zumindest ein Stück weit ein Klischee. Und doch ist es für viele von uns auch Teil des Alltags, der tatsächlich von Hektik und Ruhelosigkeit auf der einen, und selbstzerstörerischen Entspannungs- und Belohnungsritualen auf der anderen Seite bestimmt wird. Vom Körper fordert dieser Lebensstil natürlich seinen Tribut. Die Endabrechnung erfolgt dann oft später. Gerade deswegen sind wir aber nicht vor bösen Überraschungen gefeit. Manchmal steht unterm Strich sogar der körperliche Konkurs, nicht selten in Form von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
Damit wir am Ende nicht ohne Ende draufzahlen, empfiehlt sich daher etwas Voraussicht: mehr Bewegung als nur das gelegentliche Dehnen der Fußzehen, auf dem Speisezettel viel frisches Grün-, Rot-, und Gelb-Gemüse, dafür kein von der Industrie mäßig bis miserabel verarbeitetes, rosa Fleischzeug, zumindest ein gewisses Augenmaß beim Leeren des Maßkruges und Inhalieren des blauen Dunsts, und natürlich das schwierigste von allem – etwas weniger Aufregung und Stress im Alltag.
Wissen tun wir das alles natürlich seit Langem. Und trotzdem richten wir uns noch viel zu selten nach diesen Grundsätzen. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Laut Statistischem Bundesamt fordert keine Gruppe von Erkrankungen in Deutschland so viele Todesopfer wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nämlich rund 340.000 pro Jahr. Man mag das schnell als Zivilisationskrankheit abtun, als eine Maladie, die mit unserem modernen, schnellen und oft ungesunden Lebensstil einhergeht. Und falsch liegt man damit nicht. Nur einem Irrtum sollten wir dabei nicht anheimfallen: dem Glauben, wir könnten daran nichts ändern.
Kann man dem Tod davonlaufen?
Nein, kann man nicht. Aber zumindest kann man dafür sorgen, dass er einen nicht so schnell einholt bzw. ereilt. Tatsächlich ist Bewegung das wichtigste Mittel im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das klingt manchmal etwas abstrakt, wird aber verständlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, dass das Herz letztlich bloß ein Muskel ist. Und Muskeln werden, wie selbst jeder eingefleischte Fitness-Studio-Muffel weiß, durch Training gestärkt. Je mehr wir unser Herz durch Sport oder auch bloß leichte Bewegung beanspruchen, desto leistungsfähiger wird es also.
Von Bedeutung ist auch die Auswirkung von sportlicher Aktivität auf unsere Gefäße: Sport schützt vor Gefäßverkalkung, also der Verengung der Gefäße durch Ablagerungen insbesondere von Cholesterin, und hält sie geschmeidig. Durch Sport werden darüber hinaus der Stoffwechsel und der Blutdruck verbessert – zwei Faktoren, die wesentlich für die Herz- und Gefäßgesundheit sind. Und abgesehen vom Nutzen für unser Herz schützt regelmäßige Bewegung auch noch vor Osteoporose, der Aufweichung und dem Abbau von Knochensubstanz. Regelmäßige Bewegung ist also keine Herzens- sondern viel eher eine Ganzkörperangelegenheit.
Wie schwerwiegend Übergewicht wirklich ist
Längst nicht immer ist die allzu alltägliche Völlerei der Grund für Übergewicht. Ebenso wie die Gene dabei ein Wörtchen mitzureden haben, können zum Beispiel auch hormonelle Erkrankungen überflüssige Pfunde verursachen. Darüber hinaus gilt aber: Bewegung hilft dabei, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und zu halten. Ein Zuviel an Pfunden erhöht dagegen das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken oder einen erhöhten Blutfettspiegel zu entwickeln, der wiederum die Gefahr für Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erhöht.
Wie aussagekräftig ist der BMI?
Der BMI, oder Body Mass Index, hilft dabei, das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße richtig zu deuten. Errechnet wird er mithilfe der Formel „Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat“. Verstanden? Keine Sorge: Im Internet gibt es viele Webseiten, auf denen Sie Ihren BMI automatisch berechnen und auswerten lassen können, zum Beispiel auf der Webseite der Verbraucherzentrale oder der meisten Krankenkassen. Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, dass die Berechnung des BMI insbesondere bei muskulösen, trainierten sowie bei besonders kleinen oder großen Menschen zu falschen Schlussfolgerungen führen kann.
Das liegt daran, dass der BMI weder die jeweiligen Anteile von Fett- und Muskelmasse am Gewicht berücksichtigt, noch die Verteilung des Fettes im Körper. Außerdem verändern sich Körper mit den Jahren: Tendenziell steigt der Fettanteil, während Flüssigkeitsmenge, Knochen- und Muskelmasse abnehmen. Wichtiger als die Berechnung des eigenen BMI in den heimischen vier Wänden ist also ein kurzes Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um zu erfahren, welche Relevanz der BMI für Sie persönlich hat.
Um dem möglichst entgegenzuwirken, muss es noch nicht einmal das regelmäßige Bolzen mit den Jungs oder das alle drei Tage stattfindende Yoga-Training mit den Mädels, oder auch alles durchmischt, sein. Gerade, aber nicht nur, bei eher etwas lethargischen Personen reicht schon leichte körperliche Aktivität aus, um das gesamte Körpergefühl zu verbessern.
Ganz ehrlich: Nur die Wenigsten von uns sind für das Maß an Ruhe und Müßiggang, das wir heute genießen können, wirklich gemacht. Unser Körper kann meist viel mehr als wir ihm im Alltag zumuten – jedenfalls mehr als zwischen Couch, Küche und Schlafzimmer umherzuschlurfen. Ab und zu sollten wir ihm deshalb auch ruhig etwas zutrauen.
Der Mund als Müllschlucker
Du bist, was du isst. Dieses Sprichwort kennt wohl fast jeder. Danach leben? Dafür gibt es einfach viel zu viele leckere Sachen, denen man dann abschwören müsste. Dabei verbirgt sich in dem Spruch mehr als bloß ein Quäntchen Wahrheit. Denn kaum etwas beeinflusst unsere allgemeine Gesundheit so sehr wie all das Essen, die Getränke, die Genussmittel, die wir tagtäglich konsumieren.
Eine besondere Rolle spielt dabei der Salzkonsum. Hier sollten wir allerdings zunächst mit einem Missverständnis aufräumen: Lange galt ein übermäßig hoher Salzkonsum als relativ todsicherer Weg zum Infarkt oder Schlaganfall. So pauschal lässt sich Salz aber nun doch nicht verurteilen. Was sich dagegen schon pauschal sagen lässt: Wir essen zu viel Salz. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich höchstens sechs Gramm Kochsalz zu sich nehmen. Tatsächlich konsumieren Männer durchschnittlich zehn Gramm Salz am Tag, Frauen immerhin noch achteinhalb Gramm. Problematisch ist dieser hohe Konsum, weil das im Kochsalz enthaltene Natrium Wasser bindet und dadurch das Blutvolumen vergrößert wird – wodurch sich wiederum der Druck in den Gefäßen erhöht und der Blutdruck steigt.
Allerdings nehmen wir beim Essen nicht nur Natriumchlorid, sondern auch Kaliumchlorid zu uns. Und diese beiden im Salz enthaltenen sehr verwandten Stoffe haben eine sehr gegensätzliche Wirkung auf unseren Blutdruck. Während der Blutdruck durch Natriumchlorid erhöht wird, wirkt eine kaliumreiche Ernährung erwiesenermaßen blutdrucksenkend. Umgekehrt kann ein Kaliummangel sogar eine Gefahr für das Herz sein, da sich der Herzmuskel aufgrund des Salzmangels häufiger spannt und entspannt, also kontrahiert. Das Herz schlägt schneller, weshalb es schließlich zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen kann. Die Empfehlung bezüglich Salz kann also nicht lauten, weniger ist besser. Vielmehr müssen Menschen mit normalem Blutdruck und ohne Herzschwäche weniger Augenmerk auf ihren Salzkonsum legen. Bluthochdruckpatienten oder Menschen mit einer Herzinsuffizienz sollten Salz dagegen nach wie vor nur sehr sparsam genießen. Wenn Sie genau wissen möchten, wie es um Ihre Nährstoffversorgung und Salztoleranz steht, sollten Sie einfach einen Termin für ein entsprechendes Blutbild mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt vereinbaren.
Genuss schon, aber bitte in Maßen
Klar, Askese ist eine schöne Sache und so gesund! Aber für viele Menschen angesichts ihres Alltags auch eine Zumutung. Da setzt die wirkliche Entspannung erst mit dem Feierabendbier oder dem berühmten Gläschen in Ehren ein. Was uns zunächst beruhigt, verursacht in unserem Körper allerdings eine verstärkte Stressreaktion – infolge derer auch der Blutdruck steigt. Allerdings gibt es auch Studien, die darauf hindeuten, dass ein maßvoller Alkoholkonsum, also ein bis zwei Gläser Wein, die Herzgesundheit sogar verbessern könnte. Darüber hinaus schädigt überschwänglicher Alkoholkonsum aber auch die Leber und die Bauchspeicheldrüse und erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Mehr als maßvoller Konsum ist also nicht angeraten. Ungleich klarer ist die Sachlage beim Rauchen: Nicht anfangen oder möglichst bald aufhören! Denn der blaue Dunst erhöht ebenfalls das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und, falls das noch nicht hinreichend bekannt ist, Krebs.
Versuchen Sie, die Stresswelle zu reiten
Es klingt jedes Mal so einfach: Vermeiden Sie nach Möglichkeit Stress. Wer nun aber am modernen Leben teilnimmt und nicht gerade nur Schafe und Bären als Nachbarn hat, wird es kaum schaffen, Stress aus dem Alltag zu verbannen. Deshalb ist es wichtig, einen persönlichen Umgang damit zu finden. Für manche Menschen kann Stress beispielsweise auch eine Art des Antriebs sein. Sie verlangt es weniger nach Ruhe, als nach hohem Tempo und Abwechslung. Stress lassen sie nicht einfach über sich ergehen, sondern versuchen, sozusagen wie ein Surfer auf der Stresswelle zu reiten. Eines der beliebtesten Ventile, um einen so kanalisierten Stress buchstäblich „auszuschwitzen“, ist Sport.
Allerdings sind solche Muster zur Stressbewältigung sehr unterschiedlich. Während sich die einen auspowern, nehmen sich andere Menschen lieber eine bewusste Auszeit und versinken in Meditation oder unternehmen einen Spaziergang durch den Wald. Auch eine reichliche Mütze Schlaf kann Stress beizeiten verfliegen lassen. Letztlich ist so ziemlich jede Strategie legitim, damit der Stress nicht überhandnimmt. Denn wird Stress nicht irgendwie neutralisiert, kann er letztlich Herz- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, auslösen oder verschlimmern.
Fazit: Die Gesundheit unseres Herzens und unseres Herz-Kreislauf-Systems fußt vor allem auf drei Säulen: Bewegung, Ernährung, und Stressreduktion. Letztlich liegt es aber an jeder und jedem Einzelnen, für sich selbst einen Weg zu finden, nicht nur gesund zu bleiben, sondern das Leben auch zu genießen.
Denn es gibt noch eine andere Sache, die uns von Herzen guttut: Spaß!
Copyright der Grafik/des Fotos: Jenko Altmann - stock.adobe.com #275861931