Angst ist die Schwester der Vorsicht

Angst sorgt dafür, dass wir länger leben und weniger Unfälle haben. Sie macht uns „Beine“ und lässt den Körper bei Gefahr zur Höchstform auflaufen. „Angst verleiht Flügel“, wie es so schön heißt. Umgekehrt kann sie aber auch lähmen, uns zur Salzsäule erstarren lassen oder unser Leben beherrschen.

 

Wer Angst hat, kommt nicht auf die Idee, seine Hände durch die Stäbe des Löwenkäfigs zu stecken, um die Katze zu streicheln. Vor einem wütenden Stier zu fliehen, ist absolut sinnvoll. Leichtsinnig von einer hohen Mauer springen? Angsthasen brechen sich seltener ein Bein. Manche Ängste sind tief in uns verankert, andere verdanken wir unseren Erfahrungen. Ängste können aber auch irrational sein. So besteht in Deutschland beispielweise keine Veranlassung, beim Anblick einer Spinne in Panik zu geraten, trotzdem leiden hierzulande fünf % der Menschen an Arachnophobie (Spinnen-Angst).

 

Viele Ängste haben einen realen Hintergrund

In unserem modernen Alltag haben wir viele Gefahren der Vergangenheit eliminiert, doch die Angst ist geblieben und hat sich verlagert. Wir fürchten uns etwa vor Arbeitslosigkeit, Pandemien, unsicheren Renten, dem Klimawandel, Verarmung, Hunger und Krieg. Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Wer am Monatsende ständig das Geld für die Miete zusammenkratzen muss, hat berechtigterweise Angst davor, irgendwann auf der Straße zu sitzen. Selbstständige schauen mit Besorgnis in die Zukunft, denn die Auftragslage kann sich von heute auf morgen verschlechtern. Das macht Angst.

 

Entscheidend ist der Umgang mit der Angst

Manche Menschen suchen nach Lösungen, um Ängste abzubauen. Andere werden von ihren Ängsten gelähmt. Sie schaffen es nicht mehr, ihre Situation sachlich und distanziert zu betrachten, um Auswege zu finden. Wenn eine Angstspirale beginnt sich zu drehen, verselbstständigt sich die Furcht. Betroffene leben im Zustand permanenter Verzweiflung, Nervosität, Anspannung und in Angst vor ihrer Angst. Für den Körper bedeutet das Stress, der zu schweren körperlichen Erkrankungen oder Depressionen führen kann. Da Ängste meistens nicht von selbst wieder verschwinden, ist es sinnvoll, etwas gegen sie zu unternehmen.

 

Ängste aktiv angehen

Angstsituationen zu meiden ist nicht sinnvoll. Besser ist es, zu lernen, sie richtig einzuordnen und beispielsweise in der angsteinflößenden Situation zu verinnerlichen, dass sie keine konkrete Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Wer es in dieser Lage schafft, sich seiner Angst zu stellen, sie bewusst zu erleben und – so schwer es fällt – sie auszuhalten, wird feststellen, dass sie sich plötzlich auflöst. Dadurch fällt es leichter, künftige Angstszenarien besser auszuhalten. Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen können Angst und Stress lindern, ebenso Yoga, Sport und Bewegung sowie ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf. Die Akzeptanz der Tatsache, dass ein gewisses Risiko einfach zum Leben gehört, kann zu mehr Gelassenheit führen. Wer jedoch ständig in seinen Ängsten gefangen ist und dadurch Lebensqualität verliert, das Haus nicht mehr verlassen kann, in Depressionen verfällt oder gar Suizidgedanken entwickelt, sollte sich beim Arzt, Psychotherapeuten oder Psychiater professionelle Unterstützung holen.

 

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