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Mineralbäder, Jungbrunnen & Kurbäder

Versonnen sitzen sie dort, schimmernde Wasserperlen im Haar. Die Rede ist von den Makaken in den heißen Quellen des Jigokudani-Affenparks im Herzen Japans. Geschichten zufolge haben sich die Tiere das Baden in der heißen Quelle von den Menschen abgeschaut. Schließlich sind wir Menschen die Meister der Badekultur.

 

Ob wir es uns auch schon in heißen Quellen gemütlich machten, als wir noch ähnlich viel Fell wie die Makaken hatten, ist nicht überliefert. Als Beginn der Badekultur wird stattdessen meist die Antike erwähnt. Nach Europa gelangte sie vor allem mit den Römern. Denen war das Baden so wichtig, dass so manche heutige Stadt auf einer einstigen Thermalquelle errichtet wurde.

 

Als die Menschen zum Jungbrunnen in den Wald strömten

Eine neue Blütezeit der Badekultur entwickelte sich im Hochmittelalter des 16. Jahrhunderts. Damals strömten die Menschen vor allem in abgelegene Wildbäder, also natürliche, mineralisierte Quellen weitab von der Zivilisation. Manche dieser Quellen waren sagenumwobene Orte, die sogar die Macht gehabt haben sollen, allerlei Leiden bis hin zu hohem Alter zu kurieren. Doch nicht nur eine mögliche Heilung lockte Besucher an. Im Laufe der Jahrhunderte trumpften immer mehr Kurorte mit allerlei Freizeitangeboten auf. Vor allem das Kasino wurde im 19. Jahrhundert neben den Badehäusern zum gesellschaftlichen und oft auch städtebaulichen Mittelpunkt. Schließlich wollte die zahlungskräftige Klientel, die eine Bäderkur für sich entdeckt hatte, auch standesgemäß unterhalten werden.

 

Entwicklung moderner Kur- und Therapiekonzepte

Ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts zog der Therapieansatz von Sebastian Kneipp Tausende zur Kur nach Deutschland und machte den deutschen Kurbetrieb dadurch weltberühmt. Heute kommen vor allem Tagesbesucher. Und auch der Anspruch ist ein anderer. Während früher der medizinische Nutzen im Vordergrund stand, suchen die Leute nun eher nach Entspannung und Entschleunigung.

Und so ist das Angebot heute auch vielfältiger als jemals zuvor. Ziel der Kurorte ist dabei die Positionierung als moderne Kompetenzzentren für sogenannte Medical Wellness und Prävention. Ihre Ressourcen: Naturschätze wie Sole, Moor, gesundes Klima und Thermalwasser, dazu regionale Lebensmittel und eine hochkarätige medizinische Infrastruktur.

 

Tradition im Wandel der Zeiten

Für manche traditionsreiche Orte war diese Umstellung ein Kraftakt, manche haben sie nicht überlebt. Genießen kann man die mondäne Atmosphäre traditionsreicher Kurbäder aber auch noch heute, hierzulande beispielsweise in Baden-Baden, Bad Kissingen oder im verträumten Bad Ems.

Das sind übrigens alles Mitglieder der Great Spa Towns of Europe, der großen Kurbäder Europas, die 2021 als Weltkulturerbe anerkannt wurden. So wird aus einem Kururlaub schnell auch ein Kultururlaub.

 

 

 

 

 

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