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Der Frühling ist da und damit beginnt für viele auch die Fahrradsaison. Wir haben mit Alexander Theis, Herausgeber des Pedelec-Online-Magazins VeloStrom.de, über das Thema Fahrradhelm gesprochen.

Beim Thema „Fahrradhelm“ gehen die Meinungen auseinander. Was ist Ihre Meinung?

Wenn ich mit dem Pedelec unterwegs bin, trage ich immer einen Fahrradhelm. In meiner Jugend wurde der Helm beim Mofa Pflicht. Mit dem Pedelec bin ich mindestens genauso schnell unterwegs. Deshalb ist die Nutzung eines Fahrradhelms für mich selbstverständlich.

 

Bietet ein Skihelm oder Full-Face-Helm im Straßenverkehr nicht eine bessere Sicherheit als gewöhnliche Fahrradhelme?

Definiert man „Sicherheit“ alleine anhand des Aufprallschutzes, können besonders Full-Face-Helme im Vorteil sein, weil sie den Kieferbereich und das Gesicht schützen. Berücksichtigt man aber auch andere sicherheitsrelevante Themen, dann bieten Full-Face-Helme nur scheinbar einen höheren Schutz.

 

Full-Face-Helme schränken Gesichtsfeld und Bewegungsfreiheit des Kopfes stark ein. Im ursprünglichen Einsatz beim Downhill-Mountainbiking auf abgesperrten Strecken ist das kein Problem. Bei dieser Sportart geht der geht der Blick weit vors Vorderrad, was seitlich passiert, ist uninteressant. Im Straßenverkehr sieht das jedoch ganz anders aus: Hofeinfahrten und Einmündungen müssen eingesehen werden, Schulterblick beim Abbiegen oder Überholen – da ist der Kopf ständig in Bewegung. Mit einem Full-Face-Helm ist das fast unmöglich. Hier verschlechtern diese Helme durch die Praktikabilitätsnachteile die Sicherheit im Straßenverkehr.

 

 

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Ein weiterer Nachteil: Durch ihr Gewicht und ihre Form können Full-Face-Helme die Halswirbelsäule im Sturzfall stark überstrecken und belasten. Mountainbikesportler tragen deshalb oft sogenannte „Neckbraces“. Diese begrenzen die Bewegung des Helms nach vorn und hinten, sind aber im Alltag wenig praktikabel. Full-Face-Helme sind außerdem schlechter belüftet als normale Fahrradhelme.

 

Für Ski- und Fahrradhelme gelten in Europa unterschiedliche Normen: für Skihelme die DIN EN1077, für Fahrradhelme die DIN EN1078 für Erwachsenenhelme bzw. EN 1080 für Kinderhelme. Beim Skihelm kommt es beispielsweise weniger auf gute Belüftung an als bei einem Fahrradhelm. Durch die unterschiedlichen Anforderungen der Normen sind Skihelme meist auch deutlich schwerer, was den Tragekomfort einschränkt. Und der beste Helm ist der Helm, den man gerne auf dem Kopf trägt.

 

Worin unterscheiden sich die verschiedenen Pedelec-Helme im Falle eines Unfalls?

Die Mindestanforderungen geben die Normen EN1078/80 vor. Der deutsche Gesetzgeber spricht beim Fahrrad, und damit auch beim Pedelec, von einem „geeigneten Helm“, der auf dem S-Pedelec (Unterstützung bis 45 km/h) verpflichtend ist. Oftmals werden Helme, die der niederländischen Norm NTA-8776 entsprechen, als E-Bike-Helme bezeichnet. In diesen Helmen wird eine stärkere EPS-Schicht verbaut, die mehr Aufprallenergie absorbieren kann. Außerdem ist die Helmschale weiter in den Nacken gezogen als bei anderen Helmen. Das verbessert die Schutzwirkung deutlich, ohne den Tragekomfort zu sehr zu beeinträchtigen. Deshalb setzt sich diese Form immer mehr durch.

 

 

 

 

 

 

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