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5 Fragen zum Thema „Arthrose der Wirbelsäule“ an Dr. Nicolas Gumpert: 

Inaktivierung, Stabilisierung, Mobilisierung

Herr Dr. Gumpert, neben einer Arthrose der Knie- und Hüftgelenke ist auch die Arthrose der Wirbelsäule weit verbreitet. Woran liegt das?

 

Ich hole kurz etwas aus: Die Wirbelsäule ist eigentlich aus zwei Komponenten aufgebaut. Zunächst einmal den eigentlichen Wirbelkörpern und dazwischen den Stoßdämpfern in Form der Bandscheibe. Bei einer Arthrose handelt es sich nun um eine Schädigung des Knorpels zwischen den Gelenken, so dass diese allmählich abnutzen. Die Gemeinsamkeit mit den Knie- und Hüftgelenken liegt darin, dass alle drei Gelenkgruppen zu den sogenannten Lastgelenken gehören. Das bedeutet, dass auf diesen Strukturen im Normalfall nahezu das gesamte Körpergewicht lastet. Die Folge ist ein vermehrter Verschleiß. Selbst ohne besondere Ereignisse oder Unfälle leiden wir daher im Alter zunehmend an einer Wirbelsäulenarthrose.

 

Wie äußert sich eine Arthrose der Wirbelsäule?

Zunächst treten die Beschwerden unter Belastung auf, im späteren Verlauf dann aber auch ohne besonderen Reiz, zum Beispiel beim Liegen. Betroffene einer Lendenwirbelsäulenarthrose beschreiben diesen Schmerz meist als eine Art Brett, die quer über der unteren Wirbelsäule liegt. Morgens oder nach langem Sitzen sind die betroffenen Gelenke steif und müssen erst durch moderate Dehnungsübungen mobilisiert werden, bevor sie schmerzfrei ihre Arbeit verrichten können. Bei einer weit fortgeschrittenen Arthrose können die Schmerzen aber auch fast ganztägig bestehen bleiben. In diesem Fall benötigt man eine spezielle Schmerztherapie.

 

 

Wie wird eine solche Arthrose üblicherweise behandelt?

Zunächst einmal muss man sagen, dass eine Arthrose nicht heilbar ist. Es gibt auch keine regenerativen Therapien, um geschädigten Knorpel zu erneuern. Das Ziel ist vielmehr, die entzündliche Arthrose in eine schlafende zu überführen. Dafür wird die Arthrose zunächst inaktiviert, dann die umgebende Muskulatur stabilisiert, so dass das Gelenk letztlich wieder mobilisiert werden kann. Hierfür versuchen wir im ersten Schritt, die betroffenen Gelenke ruhigzustellen und die Muskeln zu entlasten.

 

Hier muss ich kurz einhaken. Wie kann man die Wirbelsäule denn wirksam ruhigstellen oder entlasten?

Das geht natürlich nur bis zu einem gewissen Grad! Bei sogenannten Akutphasen kann man zum Beispiel mit Bandagen arbeiten, um die Funktion der Lendenwirbelsäule zu unterstützen. Das ist dann wie eine Art Nierengurt. Bei der Halswirbelsäule versuchen wir dagegen, eine sogenannte Streckstellung zu fördern. Das sind aber alles nur temporäre Maßnahmen, um den Reizzustand zu eliminieren. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man die sogenannte Core-Muskulatur stärken, also die tiefe Muskulatur neben der Wirbelsäule. Das Ziel hierbei ist die Umlenkung der Kraft von den Knochen auf die Muskeln.

 

Wie kann eine solche Arthrose der Wirbelsäule entstehen? Oder spielt die genetische Veranlagung dabei auch eine Rolle?

Sowohl als auch. Tatsächlich gibt es eine genetische Veranlagung, die wir kaum beeinflussen können. Daneben existieren aber noch einige andere Risikofaktoren, auf die wir sehr wohl Einfluss haben. Dazu gehören vor allem die Stärkung des Muskelkorsetts, das die Wirbelsäule umgibt und stützt, die Reduzierung des Körpergewichts sowie eine gute Statik der Wirbelsäule. Bei einem Hohlkreuz, einem Rundrücken, oder einer Skoliose ist das Risiko einer Arthrose beispielsweise deutlich erhöht. Und auch der Job spielt eine wichtige Rolle: Ein Bauarbeiter wird tendenziell mehr Probleme mit der Lendenwirbelsäule haben, während eine Bürokraft wahrscheinlich eher über Probleme mit der Halswirbelsäule klagen wird. Es gibt also einige Stellschrauben, an denen wir drehen können, um eine Arthrose zu vermeiden. Gänzlich ausschalten lässt sich das Risiko aber leider nicht.

 

Vielen Dank für dieses Interview, Herr Dr. Gumpert!

 

Autor:
Dr. Nicolas Gumpert
Kaiserstraße 14
60311 Frankfurt am Main

Tel.: 069 24753120

 

 

 

 

 

 

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