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6 Fragen zum Thema „Schwerhörigkeit“ an Dr. Thomas Fischer

Achten und schützen Sie Ihr Gehör!

Herr Dr. Fischer, das Gehör gehört zu den Sinnen, die im Alltag mit am stärksten beansprucht werden. Ist das auch der Grund, warum es im Alter so häufig nachlässt?

Es stimmt, dass viele ältere Menschen im Alter Probleme mit einer mehr oder minder ausgeprägten Schwerhörigkeit haben. Das ist aber keineswegs ein Automatismus. Das Problem ist vielmehr, dass sehr viele komplexe Zellstrukturen, insbesondere Nervenzellen, am Hören beteiligt sind. Und die unterliegen wie all unsere Zellen einer gewissen Form der Degeneration, also einer allmählichen nachlassenden Funktionsfähigkeit. Deshalb passiert es relativ häufig, dass wir mit zunehmendem Alter schlechter hören.

 

Neben dem Alter spielt doch aber sicherlich auch Lärm eine Rolle, oder?

Ständiger Lärm ist sogar der sicherste Weg, um das Gehör zu ruinieren. Damit ist aber noch nicht einmal der Freizeitlärm gemeint, wie man ihn vielleicht auf Konzerten erlebt. Lärm am Arbeitsplatz spielt eigentlich eine noch wichtigere Rolle. Denn wer tagtäglich in einer lauten Umgebung arbeitet, setzt sein Gehör einer größeren Belastung aus als der gelegentliche Konzertbesucher. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Lärmschutzmaßnahmen, die von den Berufsgenossenschaften aufgestellt wurden, im Betrieb eingehalten werden. Daneben können aber auch Infektionskrankheiten wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung das Gehör schädigen.

 

Immer wieder hört man auch, dass Stress einen negativen Einfluss auf das Gehör habe. Stimmt das?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil es dazu keine wirklich belastbaren Studien gibt. Aus meiner eigenen praktischen Erfahrung würde ich das aber sofort bestätigen. In meiner Praxis behandle ich relativ häufig Patientinnen und Patienten mit einem Tinnitus oder einem Hörsturz, die nicht durch ein Übermaß an Lärm oder eine Infektion entstanden sind. Dafür klagen diese Personen dann über extremen beruflichen oder auch privaten Stress. In diesen Fällen muss man dann annehmen, dass die Schädigung zumindest teilweise stressbedingt ist.

 

Wie kann ein Hörschaden behandelt werden?

Das hängt zunächst einmal von der Ursache des Hörschadens ab. Ist vermutlich Stress der Grund, sollte der nach Möglichkeit reduziert werden. Bei einem akut auftretenden Hörschaden, beispielsweise nach einem Konzertbesuch, wird dagegen meist eine Kortison-Stoßtherapie empfohlen.

Die soll eventuelle Entzündungen und Schwellungen im Ohr lindern. Bei einem Hörschaden, der sich im Alter allmählich und über Jahre hinweg entwickelt, hat man diese Möglichkeit der medikamentösen Behandlung nicht. Hier ist das Hörgerät sozusagen der letzte Pfeil im Köcher.

 

Wobei es da ja bestimmt auch verschiedene Arten von Geräten gibt …

Natürlich! Für welches Gerät man sich letztlich entscheidet, hängt immer davon ab, wo die Hörminderung ist, wie stark sie ausgeprägt ist. Meiner Erfahrung nach ist ein klassisches, digitalisiertes Hörgerät am besten geeignet, um eine herkömmliche Hörminderung zu kompensieren. Das bedeutet, man kann es an- und ablegen, weil es nicht verankert ist. Daneben gibt es aber noch implantierbare Geräte, die das Hören selbst dann noch ermöglichen, wenn zum Beispiel das ganze Innenohr ausgefallen ist.

 

Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern noch ans Herz legen möchten?

Achten und schützen Sie Ihr Gehör! Und sollten Sie das Gefühl haben, das etwas mit dem Gehör nicht stimmt, dann lassen Sie es fachärztlich untersuchen. Ignorieren ist hier der absolut falsche Ansatz. Manchmal resultiert eine Hörminderung aus einem ganz normalen Ohrenschmalzpfropfen, der ganz einfach entfernt werden kann. Und gibt es tatsächlich ein wirkliches Problem, dann lässt sich auch das lösen!

 

Vielen Dank für dieses Interview, Herr Dr. Fischer!

 

 

 

 

 

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