Gesundheit
Das Mikrobiom unserer Haut
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Warum es so wichtig für unsere Gesundheit ist:
Das Mikrobiom unserer Haut
5 Fragen zum Thema Mikrobiom an Prof. Dr. Christine Lang.
Sie ist Professorin für Mikrobiologie an der TU Berlin und Vize-Präsidentin der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie
Frau Professor Lang, was ist das Mikrobiom und warum ist es so wichtig für unsere Haut – und damit für uns?
Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikroorganismen, die wir im und auf dem Körper tragen. Beim Mikrobiom der Haut handelt es sich vorwiegend um Bakterien. Aber auch Pilze und Viren sind Teil dieses Mikrobioms, etwas seltener auch Parasiten wie Hautmilben.
Der Zweck dieses Mikrobioms ist der Schutz, denn im Alltag haben wir natürlich ständig Kontakt mit allerlei Keimen. Und damit die sich nicht in uns und auf uns niederlassen, benötigen wir das Mikrobiom der Haut als Schutzschild.
Funktioniert dieser Schutz aktiv oder einfach nur über die Tatsache, dass der Lebensraum schon besetzt ist?
Sowohl als auch! Zunächst einmal ist die ökologische Nische, die unsere Haut bietet, eben schon ausgefüllt. So können sich Keime dort nicht einfach so breitmachen. Der aktive Schutz entsteht hingegen durch antimikrobielle Peptide, die sowohl unsere Hautzellen absondern als auch die „guten“ Bakterien auf unserer Haut. Sie machen es fremden Keimen noch schwerer, auf unserer Haut sesshaft zu werden.
Das klingt sehr dynamisch. Wie stabil ist das Mikrobiom der Haut?
Die Stabilität ist tatsächlich ein wichtiger Faktor. Die Zusammensetzung des Hautmikrobioms kann sich von Mensch zu Mensch relativ stark unterscheiden. Allerdings verfügt jeder Mensch auch über ein sogenanntes Kern-Mikrobiom, das in den tieferen Schichten der Epidermis sitzt.
Von dort aus wandert und wächst das Mikrobiom nach außen auf die Hautoberfläche. Es gibt also so etwas wie eine Quelle, aus der es sich speist.
Warum ist es unsere Aufgabe, das Mikrobiom zu schützen? Können wir es nicht einfach sich selbst überlassen, damit es sich von selbst reguliert?
Wenn wir das Mikrobiom nicht zu sehr stören, kann es sich tatsächlich sehr gut selbst regulieren. Allerdings ist dieser Idealzustand gerade in unserer heutigen Welt nur sehr schwierig und selten zu erreichen. Das fängt schon damit an, dass wir dazu angehalten sind, uns besonders häufig die Hände zu waschen. Damit waschen wir aber auch immer einen Teil des Mikrobioms von unseren Händen. Auch andere Pflegeprodukte oder UV-Licht können unser Mikrobiom stören und teilweise zerstören. Und nach jeder solchen Beeinflussung muss sich das Mikrobiom wieder regenerieren. Laborversuche haben gezeigt, dass eine solche Regeneration im Durchschnitt zwischen sechs und acht Stunden dauert.
Worauf müssen wir im Alltag achten, wenn wir unser Mikrobiom schützen möchten? Und was gilt es tunlichst zu vermeiden?
Ein wichtiger Faktor ist das richtige Maß an Hygiene. Auch aggressive Pflege- und Reinigungsprodukte sollten wir vermeiden. Solche Präparate haben zwar meist eine gute hygienische Wirkung, allerdings eben auch auf Kosten der eigentlich „guten“ Bakteriengemeinschaft. Stattdessen sollten Verbraucher zu Pflegeprodukten greifen, die wenige Konservierungsstoffe und Parabene enthalten.
Neueste Produkte verfügen außerdem über Inhaltsstoffe, die das Mikrobiom der Haut nachweislich aktiv aufbauen. Achtet man nun noch auf einen möglichst gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, wenig Alkohol und keinem Tabak, hat man schon einiges getan, um seine Haut zu retten – und die Gemeinschaft von Mikroorganismen, die auf ihr lebt.
Vielen Dank für dieses Gespräch, Frau Professor Lang!