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Schlemmerei um Mitternacht

Der Volksmund rät, morgens wie ein Kaiser zu speisen, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler. Doch was zu Zeiten der morgendlichen Feldarbeit sinnvoll war, hat mittlerweile seine Berechtigung weitgehend eingebüßt. Aber was geschieht, wenn wir die Reihenfolge nicht nur umdrehen, sondern uns gar zu nachtschlafender Zeit der hemmungslosen Schlemmerei hingeben?

 

Wann und wie viel wir am liebsten essen, hängt von unserem Biorhythmus ab: Die Lerchen genannten Frühaufsteher frühstücken häufig gerne ausgiebig. Die Eulen, also all jene, die erst im späteren Verlauf des Tages zur Höchstform finden, essen hingegen lieber spät. Beides ist zunächst einmal unproblematisch.

Doch je später wir den Kühlschrank aufsuchen, umso problematischer wird es mit der nächtlichen Erholung. Besonders deutlich wird das beim sogenannten Night Eating-Syndrom, kurz NES.

 

Statt um Schlaf dreht sich alles ums Essen

Wer am Night-Eating-Syndrom leidet, kann noch so lecker und ausreichend zu Abend gegessen haben – sobald er oder sie im Bett liegt, dreht sich das Gedankenkarussell neben allerlei Problemen vor allem um eines: Essen. Manchmal kommt es sogar zu regelrechten Heißhungerattacken, während derer nicht selten zwischen einem Viertel bis zur Hälfte der täglichen Nahrungsmenge verputzt wird.

Häufig sind dabei die Kohlenhydrat-Bomben wie Pizza, Nudeln oder Brot besonders beliebt. An einen erholsamen Schlaf ist bei einem derart gefüllten Magen natürlich kaum zu denken. Doch zu den körperlichen Problemen wie ständiger Müdigkeit und Übergewicht gesellen sich auch psychische Probleme.

 

Der Leidensdruck Betroffener kann extrem hoch sein

Wer sich nachts den Bauch vollschlägt, ist tagsüber müde, angespannt, nervös und leichter reizbar. Doch auch das Selbstwertgefühl leidet. Zwischen den Essattacken machen sich Betroffene Vorwürfe. Viele schämen sich schließlich für ihre vermeintliche Maßlosigkeit. Im Grunde geht es ihnen also wie Menschen mit einer medizinisch-psychologisch anerkannten Essstörung.

Und doch gilt das Night-Eating-Syndrom bisher nicht als Essstörung. Das liegt insbesondere daran, dass die zugrunde liegenden Ursachen und die unterschiedlichen Ausprägungen bislang nicht ausreichend erforscht wurden. Eines steht jedoch fest: Wer nachts ständig den Drang verspürt, sich den Bauch vollzuschlagen, gleichzeitig aber unter diesem Verlangen leidet, sollte eventuell Hilfe suchen.

 

Lassen Sie sich selbst nicht mit dem Problem allein

Möglichkeiten, ein Night-Eating-Syndrom in den Griff zu bekommen, gibt es viele. Verhindern Ängste und Sorgen einen gesunden Schlaf, kann beispielsweise eine Psychotherapie helfen. Der Hormonhaushalt spielt ebenfalls eine Rolle: Melatonin macht uns schläfrig und sorgt dafür, dass wir appetithemmende Stoffe wie das Hormon Ghrelin ausschütten.

So können wir ohne Hungergefühl durchschlafen. Ist dieses Verhältnis jedoch gestört, verspüren wir auch nachts das Verlangen nach Essen. Ebenso könnten sich Änderungen bezüglich der Schlafsituation oder Gewohnheiten positiv auf ein NES auswirken. Welcher dieser Ansätze schließlich den gewünschten Erfolg bringt, hängt aber immer von der Persönlichkeit und den Gründen für das nächtliche Essen ab.

Nur eines sollte man nicht tun: verschlafen zu handeln.

 

 

 

 

 

 

 

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