Ernährung
Der nächtliche Ruf des Kühlschranks
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Der nächtliche Ruf des Kühlschranks
Die Nacht hält viele Verlockungen bereit. Eine davon ist der Sirenengesang eines gefüllten Kühlschranks. Besser, wir machen es wie Odysseus und binden uns fest, damit wir seinen Verführungskünsten nicht erliegen.
Der Kühlschrank ist schon etwas Besonderes. Er ist kein Möbelstück, aber auch mehr als ein bloßes Küchengerät. Der Autor Axel Hacke widmete ihm sogar sein erstes Buch, „Nächte mit Bosch“, in dem der Kühlschrank zum nächtlichen Gefährten und Gesprächspartner des Erzählers wird. Zwar werden die meisten von uns bisher noch keine Erfahrungen mit redenden Kühlschränken gemacht haben – zum Glück – aber trotzdem vernehmen wir manchmal seinen nächtlichen Lockruf. Und sollten ihm widerstehen.
Gehen Sie nicht ins Licht!
Es gibt kaum einen Ernährungsexperten, der den nächtlichen Gang zum Kühlschrank nicht kritisch sieht. Manche Gründe sind im wahrsten Sinne einleuchtend. Schließlich ist die Nacht üblicherweise unsere Ruhephase. Wenn wir dann aber nicht im Bett liegen, sondern im hellen Schein des Kühlschranks stehen, signalisieren wir unserem Organismus vieles, aber nicht, dass er jetzt zur Ruhe kommen darf. War der Ausflug dann auch noch erfolgreich, der Magen nun also gut gefüllt, ist die Hoffnung auf einen erholsamen Schlaf vollends dahin. Denn wenn unser Magen schwer zu tun hat, macht uns das zwar müde, eine Ruhephase läuten wir damit aber definitiv nicht ein.
Mehr als nur eine schlechte Angewohnheit
Manchmal kann nächtliches Essen auch krankhafte Ausmaße annehmen. Laut Schätzungen des Ärzteblatts leiden zwischen 1 und 2% der Bevölkerung am sogenannten Night-Eating-Syndrom. Betroffene pilgern nahezu jede Nacht mindestens einmal zum Kühlschrank und verschlingen dabei bis zur Hälfte der Nahrungsmenge, die sie sonst in 24 Stunden essen. Charakteristisch für diese Nachtesser sind nicht nur Ein- und Durchschlafprobleme, sondern auch Gereiztheit am Abend sowie Sorgen um Gewicht und Figur. Letztlich können diese Faktoren zu Stress, Ängsten, Depressionen, Suchtverhalten und einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität führen. Die Ursachen sind bisher kaum untersucht. Vermutlich ist jedoch eine Kombination aus genetischer Disposition und gestörtem Hormonhaushalt verantwortlich für das zwanghafte nächtliche Essen.
Behalten Sie einen kühlen Kopf!
Wie so häufig im Leben fährt man am besten, wenn man sich in der Mitte der Straße hält. Wer würde seinen Kühlschrank auch gleich wegwerfen oder mit einem Zeitschloss versehen, nur weil er immer so leckere Sachen bereithält. Vielleicht reicht es schon, wenn wir uns das eigene Verhalten bewusst machen und entsprechend gegensteuern, wenn wir eine ungewünschte Entwicklung bemerken. Einen Nutzen hat die nächtliche Schlemmerei jedenfalls nicht. Eher ist das Gegenteil der Fall. Eine andere Möglichkeit, gegen den Mitternachtshunger anzukämpfen: ein gutes Gespräch. Vielleicht ja auch mit Ihrem Kühlschrank. Vermutlich sind Sie schneller eingeschlafen, als Sie denken.